Schicksalsglocke

 

Tochter sechsundfünfzig und mein Weib,
Das fragiler wird, der Kälte trotzt noch stets ihr Leib.
Sie kocht noch mit Pläsier zum Zeitvertreib.
Dürr meine Haut und rauh, die Fingernägel blau, ich schreib’!

Noch zähle ich die Tage vieler Wochen,
Und achte drauf, dass ich nicht breche mir die Knochen.
Alles wird anders, auch tätest du drauf pochen,
Dass alles bleibt, dass Altes bleibe unzerbrochen.

Ich geh’ treppabwärts, halte fest mich an Geländern,
Die Last der Jahre kann ich nicht verändern.
Wohl schlaf’ ich aus bis an der Sonne Rändern
Im Fenster dort; noch leb' ich, nicht in Todes Ländern.

Und manchmal will mein Kopf noch Strophen zeugen,
Denn vor der Dichtkunst wir uns stets verbeugen!
Erst wenn das Schicksal ruft in halligen Gebäuden,
Kann weder Reim noch Verse ich beäugen!

Adrian Lusink 2011

 

 

Terug ...